Zwei Plattformen, ein Ziel

Schock für die Community: Motor-Talk.de sollte eingestellt werden. Mit gutefrage.net fand sich auf den letzten Drücker ein Käufer. Und mit kreuzwerker ein Partner, der die veraltete Seite in unglaublichen zwei Monaten in die AWS-Cloud hievte.
19.04.2024

Über gutefrage.net

Die Q&A-Plattform gutefrage wurde 2006 von Holtzbrinck eLAB gegründet und zählt zu den reichweitenstärksten Websites im DACH-Raum. Mit knapp zwei Millionen registrierten Nutzern und monatlichen Besucherzahlen von über 30 Millionen Unique Usern gehört gutefrage schon seit vielen Jahren zu den Internet-Giganten in Deutschland. Unter dem Slogan “gutefrage - weil es immer jemand weiß”, werden die Nutzer ermutigt, ihre persönlichen Fragen der völlig vielschichtigen gutefrage-Community zu stellen und so Schwarmwissen und -erfahrungen zu generieren.

PS-stark wurde es bei gutefrage im Oktober: Die Übernahme von Europas größter Auto- und Motorcommunity MOTOR-TALK stand an. Die Plattform wurde 2001 gegründet und ist mit über 65 Millionen Beiträgen Europas größte Online-Autocommunity. In rund 700 Foren und über 15.000 Blogs können sich Motoren-Fans mit Gleichgesinnten austauschen. Von Nutzern erstellte Bewertungen zu Fahrzeugmodellen können in über 25.000 Autotests nachgelesen werden. 2015 übernahm mobile.de die Plattform als alleiniger Gesellschafter. Im Juli 2023 verkündete mobile.de, dass es das Angebot zum Jahresende einstellen werde. Und hier kam gutefrage.net ins Spiel. Das Münchner Unternehmen gab am 5. Oktober bekannt, MOTOR-TALK zu übernehmen und weitgehend unverändert weiterzuführen.

Die Q&A-Plattform gutefrage wurde 2006 von Holtzbrinck eLAB gegründet und zählt zu den reichweitenstärksten Websites im DACH-Raum. Mit knapp zwei Millionen registrierten Nutzern und monatlichen Besucherzahlen von über 30 Millionen Unique Usern gehört gutefrage schon seit vielen Jahren zu den Internet-Giganten in Deutschland. Unter dem Slogan “gutefrage - weil es immer jemand weiß”, werden die Nutzer ermutigt, ihre persönlichen Fragen der völlig vielschichtigen gutefrage-Community zu stellen und so Schwarmwissen und -erfahrungen zu generieren. Dass die beiden Plattformen gut harmonieren und sich neue Synergien ergeben könnten, liegt demnach auf der Hand.  „Unser Ziel bei gutefrage ist immer, Menschen mit gemeinsamen Interessen zusammenzubringen und so neue Perspektiven zu eröffnen. MOTOR-TALK vereint zahlreiche Auto-Enthusiasten mit entsprechender Expertise in einer sehr aktiven Community, das passt perfekt”, findet der CEO der gutefrage.net GmbH Philipp Graf Montgelas.

Rettung auf die letzte Sekunde

So endete ein turbulentes Jahr doch noch positiv für MOTOR-TALK: Mit gutefrage fand sich auf den letzten Drücker ein Käufer, der die Plattform weiter betreiben will. Und mit kreuzwerker ein verlässlicher Partner, der tatkräftig mithalf, die veraltete Seite in unglaublichen zwei Monaten in die AWS-Cloud zu heben.

2023 war für MOTOR-TALK und seine Nutzer ein Wechselbad der Gefühle. Die Geschäftsleitung von mobile.de, zu dem MOTOR-TALK seit 2015 gehörte, teilte mit, die Community-Plattform zum Jahresende einzustellen. Das Forum hat mit seinem user-generated Content nie wirklich zum Unternehmen gepasst. Aber der Hauptgrund war, dass das Rechenzentrum, das die Plattform hostete, abgeschaltet werden sollte. Eine Migration kam für mobile.de nicht infrage und so schienen die Tage von MOTOR-TALK gezählt.

Doch es gab ein Happy End. Auf den letzten Drücker – im Oktober 2023 – übernahm gutefrage die Webseite. Inhaltlich passt das: „Wir kennen uns aus mit Community-Plattformen“, sagt Peter Fröhlich, CTO bei gutefrage. Zudem hat das Unternehmen mit der Tochter highfivve einen eigenen Vermarkter für Onlinewerbung und damit keine externen Vermarktungskosten.

Die Zeit drängte, denn am 31.Dezember 2023 sollte das Rechenzentrum abgeschaltet werden - und so geschah es auch. Eine Migration in ein anderes Rechenzentrum in zweieinhalb Monaten schien damals unmöglich, nicht zuletzt, weil MOTOR-TALK mit einem proprietären und mehr als 15 Jahre alten IT-System von mobile.de lief. Und um die Sache noch komplizierter zu machen: Ins Hosting Center von gutefrage konnte MOTOR-TALK nicht umziehen, denn dort gab es kurzfristig schlicht nicht genug Platz noch Ressourcen.

Einziger Ausweg: eine Migration in die Cloud. Aber wohin und mit wem? Die Geschäftsleitung von gutefrage hatte den entscheidenden Geistesblitz. Es hatte sich herumgesprochen, dass kreuzwerker seit 2022 für Wartungsarbeiten an MOTOR-TALK beauftragt war. „Wir nahmen Kontakt auf und stellten schnell fest, dass kreuzwerker damit gut vertraut war und auch die ‘Hintertreppen’ in dem Altsystem kannte“, so Peter Fröhlich. Die Entscheidung fiel binnen Tagen. Gemeinsam mit kreuzwerker wollte das Team von gutefrage das gesamte Angebot von MOTOR-TALK in die AWS-Cloud bringen.

Zuerst wurde ein Migrationsplan aufgestellt. Dieser habe sich erstaunlich gut bewährt, findet Fröhlich. „Vieles lief wie vorgesehen, manches nicht. Aber wir haben jeden Tag genommen, wie er kam.“ Schnell zeigte sich: Die Teams von gutefrage und kreuzwerker pflegen den gleichen agilen Arbeitsstil, „die Chemie stimmte auf Anhieb“, so Fröhlich, der selbst Informatiker ist und in dem Projekt die neue Plattform Architektur mit entworfen hat. „Wir haben gemeinsam rangeklotzt, und die kreuzwerker Kolleg:innen haben eigenverantwortlich auf das Ziel hingearbeitet – das habe ich mit anderen IT-Dienstleistern schon anders erlebt.“

Offenbar mit großem Erfolg. Bereits am 12. Dezember war die Migration nach einem, mit hektischer Arbeit gefüllten Wartungsfenster abgeschlossen. Abgesehen von kleineren Ausfällen von wenigen Minuten lief alles reibungslos und nach Plan.

Die Migration war kein einfaches Lift and Shift: „Weil sich die grundlegende Plattform änderte, viele Teile der Applikation vorher in proprietären Systemen befanden oder schlicht einfach massiv veraltet waren, mussten wir alles neu vom Quellcode weg neu bauen und dabei bereits teilweise modernisieren. Allein dies dauerte über einen Monat.” erläutert Olivia Ratajzak, technische Projektmanagerin bei kreuzwerker.

Eine weitere Herausforderung: Die Seite hat zahlreiche Schnittstellen zu anderen Anwendungen – vom DSGVO-konformen Anmeldeprozess der Mitglieder über den Mailversand und Google Analytics bis zum Ausspielen von Werbung. Drei Entwickler von kreuzwerker waren unter anderem damit beschäftigt, diese Schnittstellen anzupassen. „Nicht alles ließ sich im Migrationsplan definieren, wir mussten auf Sicht fahren, kannten aber alle das gemeinsame Ziel“, so Ratajzak. „Wichtig: Man darf bei so einem Himmelfahrtskommando keine Angst haben, zu versagen. Was nicht sofort klappt, wird eben später behoben.“

Auch die Community spielte mit. Die Nutzer mussten zustimmen, dass ihre persönlichen Daten an gutefrage übertragen werden – was die allermeisten taten. Vielen steckte wohl noch der Schreck in den Knochen. Denn drei Monate zuvor hieß es ja noch, dass MOTOR-TALK abgeschaltet werde, was zu heftigen Protesten geführt hat. Die Nutzer profitierten sofort: Die Seite ist merklich schneller geworden. Auch hat das Team die Migration genutzt, um einige lang vermisste Features einzubauen, etwa einen Dark-Mode in den Apps.

Ein Selbstläufer ist die Motor-Community dennoch nicht. „Das ist erst einmal ein Investment“, sagt Fröhlich. Welches allerdings langfristig angelegt sei. Und so ist für den CTO die Migration aus dem vergangenen Jahr erst der Startschuss für die weitere Entwicklung der Plattform. In den kommenden Monaten soll die Seite von Grund auf erneuert und auf den aktuellen Stand der Technik gebracht werden, wie es bei den anderen Communities des gutefrage-Universums bereits der Fall ist. Fröhlich: „Auch dabei werden wir wieder auf die Expertise von kreuzwerker zurückgreifen.“